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32 Jahre entwicklungspolitische Arbeit

 

Präsidentschaft versus Vaterschaft
von Hermann Schmitz † 30.03.2019
26.04.09     A+ | a-
Der paraguayische Präsident Fernando Lugo, ehemaliger Bischof, sieht sich seit einigen Wochen mehreren Appellen zur Anerkennung  seiner Vaterschaft ausgesetzt. Auch eine Vaterschaftsklage ist anhängig.
„Einige“ Kinder, von ihm schon in seiner Bischofszeit gezeugt, sind im Gespräch, drei Söhne gelten gerüchteweise als seine Kinder, einen Sohn hat er bislang als den seinen anerkannt.                                          
Natürlich versuchen die Colorados, Kapital aus den Liebschaften des Bischofs und deren Folgen zu schlagen, Rücktrittsforderungen liegen auf dem Tisch, der Fall Lugo soll zu seinem „Fall“ werden, so wollen sie es.

Lugo hat hingegen allen Mutmaßungen in Bezug auf ein Ausscheiden aus dem gerade angetretenen politischen Geschäft eine energische Absage erteilt.
Das unterstreicht er zur Zeit durch erstaunlichen Aktivismus, der ihm in der Anfangsphase der Regierung durchaus abging.
Es bleibt abzuwarten, ob die Rückkehr des Sabino Augusto Montanaro seinen Feinden in die Hände spielen wird oder eher der Festigung seiner Präsidentschaft zugute kommt.

Der Fall des Vaters Lugo produziert unzählige  Facetten:
Tragödie, Komödie, Burleske, Schmierentheater, Schuld und Sühne, Bigotterie, religiös verbrämtes Heuchlertum  -  jede/r tummelt sich in seinem Lieblingsgenre. Auch ich wollte da nicht zurück stehen und habe die Form eines „Gedichtes“
gewählt. Am allerwenigsten dachte ich damit in die Literaturgeschichte einzugehen, wohl aber meiner Verwirrung Ausdruck verleihen und zugleich die (bisherigen) Basisinformationen in Reimen liefern:

Lugo und Sohn

Ferdi Lugo hat ´nen Sohn, wissen tat er´s lange schon.
Beichten erst nach Jahren zwei: "Bürger hört! Ich bin so frei."
Selbst manche Freunde war´n beklommen: „Haben gar nichts mitbekommen
von dem bischöflichen Sohn!“  Der wird nun drei Jahre schon.

Hätte er es sagen müssen?  Hat denn Lugo kein Gewissen?!
Hat von Anstand, Ehrlichkeit, er nicht sträflich sich befreit?

Dem Obersten der Bischofsrunde fällt Heuchlerisches aus dem Munde:
„Ich bitte herzlich um Pardon für den gefall´nen Kirchensohn.“
Verlogener geht´ s nimmer,  hört man doch das Gewimmer
von Mägdelein und Knaben, die Lebenstrauma plagen
durch das Kirchenpersonal, dem solcher Schaden scheint egal.

Gleichwohl muss der Präsident (der diese Vaterschaft bekennt)
sein Verhalten hinterfragen. Durfte er zum Beispiel wagen
die geballte Bischofswürde  -  sicher keine leichte Bürde  -
mit dem Werben zu verbinden, um was Weibliches zu finden?

In den höheren Gefilden  wird man sich ein Urteil bilden.
Da holt sich Lugo seinen Rat, klärt den Charakter seiner Tat.
„Auch hier unten streng´ dich an! Pack´ die Zügel, sei eine Mann!
Zeig´s dem Coloradomob!  Los! Mach´ einen guten Job!“

Kaum ist der Befehl erteilt, neue Kunde uns ereilt:
Lugo hat der Kinder zwei?  -  Na, und wenn  -   was wär´ dabei?!
Benigna sei die neue Mutter, dem Sohne fehlten Brot und Butter.
Sechs Jahre sei das Kind inzwischen, vor Kameras hört man sie zischen:
„Ich will  den Test mit DNA,  ich will beweisen  -  ist doch klar,
dass Lugos Erbgut  hier im Spiel!“ Verlieren kann die Frau nicht viel,
gewinnen wohl die Alimente, die unser Bischof ihr nicht gönnte,
wie es behauptet diese Frau. Vielleicht ist sie nur bauernschlau.

Bis dato ging´s ja nur um Jungen, die unserm Bischof sei´n gelungen.
„Nun ist mal ein Mädchen dran  -  mal sehen, ob auch das er kann!“

Schon lässt Damiana sich vernehmen, nein  - nicht zur Prüfung von den Genen  -
Längst habe Lugo anerkannt Sohn Nummer drei  -  er sei verwandt.
Lang währe schon ihr Liebestreiben, gab Lugo Wahrheit nur in Scheiben?
Jetzt scheint er amtlich: Casus Drei! Und wieder männlich  -  bleibt´s dabei?

Hier regt sich nun des Machos Neid, gekränkt ist seine Eitelkeit
darob, dass dieser Kirchenmann es mit so vielen Frauen kann!

Kein Ende ist nicht abzuseh´n, werden es fünf gar  -  oder zehn?
Vor lauter Kinderregistrieren lässt man Herrn Lugo nicht regieren.
Fortsetzung wird hier bald geschrieben  (vielleicht folgt dann schon Nummer sieben.)

Beinah´! Um eine Zahl vergriffen! Denn von den Dächern wird´ gepfiffen
grad´ eben, dass nur sechs es sind. Lasst überprüfen uns geschwind,
was von der Meldung ist zu halten. Zu viele sind es der Gestalten,
die Lugo ohnehin nur hassen, sie können ihr Geschwätz nicht lassen.

Ich wollt´ das Dutzend gern erreichen, doch zum halben reicht es nur  -
vorerst! Ich leiste keinen Schwur darauf, dass Wunder nicht und Zeichen
noch gescheh´n in diesem Land  -   „ .... de maravilla“ auch genannt.
Dortselbst grassieren jetzt die Häme  und selbstverständlich Umsturzpläne.
Heuchler gibt´s an jedem Orte, Pharisäer übler Sorte
stürzen sich ganz wie die Geier ( ich könnt´ kotzen wie ein Reiher)
auf den angeschlag´ nen Mann, der sich kaum noch wehren kann.
Wenn es geht um fiese Worte, bitte lieber von der Sorte:

„Statt: ´Wandeln werd´ ich unser Land!´  -  durch Windeln ist er nun bekannt!“

Den Gag muss man nicht mögen. Doch  -  wiederum  hingegen  -
nach Scherzen steht dem Mensch der Sinn, erst recht holt er sich Lustgewinn
daraus, mit Schaden Spott zu treiben. Auch ich kann es nicht ganz vermeiden
dass man mich jetzo so beschreibt: „Schindluder er mit Lugo treibt,
der Reimebastler - ohne Gnade!“   Doch dies zu lassen: Ich fänd´s schade.
Drum  wart´ ich drauf, wie´s weiter geht, ob Riesenschaden noch entsteht.
Bleibt´s bei der netten Operette? Darauf ich fast den Kopf verwette.


(26. 04. 09    H. Schmitz)

Beruhigendes  -  ja, geradezu Idyllisches  -  haben Paraguays Medien über die Aktivitäten des Fernando Lugo am 1. Mai zu berichten:

.......  als der Junge im Garten des Präsidenten ankam und seinen Vater sah,
warf er sich in seine Arme, und der Staatschef bedeckte ihn mit Küssen ......

Lugo verbringt den Vormittag mit Mutter Viviana Carrillo, Sohn Guillermo Armindo und Freunden auf seinem Amtssitz. Zwischen seiner Geliebten und ihm geht es entspannt zu, von neuer Annäherung, gar möglicher Eheschließung, ist die Rede.
Bischofsfreunde Lugos raten ihm dazu. Lugo liebe die selbstbewusste junge Frau, habe großen Respekt vor ihr.
„Er ist nicht die Person, die viele aus ihm machen wollen, um ihm zu schaden. Er har Fehler gemacht, aber er ist und bleibt ein aufrichtiger und großmütiger Mann. Er liebt seinen Sohn innig, hat es nur öffentlich niemals zeigen können“, sagt ein guter Freund Lugos der Presse.
„Er ist wie befreit, dass er nach seinem Bekenntnis zur Vaterschaft nun endlich auch wie ein Vater handeln und seine Rolle ausüben kann. Er trifft alle Entscheidungen, die seinen Sohn angehen, zusammen mit der Mutter.“
„Der Morgen im Präsidentenpalais und das gemeinsame Mittagessen verliefen in einer friedlichen und fröhlichen Atmosphäre“, schließt der Artikel.

Das Wetter war auch gut  -  strahlende Sonne, wie ich dem Wetterbericht aus Paraguay entnehme...Im Ernst: Die Aufgeregtheit im Lande scheint sich zu legen, des Präsidenten Privatissimum ist nicht mehr nur Anlass zu scheinheiliger Empörung und moralischer Verurteilung, er scheint endlich Autorität und Handlungsfreiheit zurück zu gewinnen. Und er nutzt offensichtlich beides.
Die Colorados, die schon Morgenluft witterten, müssen nun wieder ihre eigenen Kampagnen ausbrüten  -  so schnell wird Lugo ihnen nicht mehr in die Hände spielen.
Der angekündigte „Wandel“ rückt wieder etwas näher  -  freilich immer noch nach dem Motto: „Versuchen wir das Unmögliche!  Da geht´s lang!“

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